Kirche Bork
Die neuromanische Backsteinkirche mit Apsis und Westturm wurde 1909-1910 durch den Königlichen Baurat und
Architekten Georg Büttner erbaut. Besonders sehenswert sind die Malereien an den Innenwänden und das
hölzerne Tonnengewölbe. Wertvoll ist auch das Altarfenster der weltberühmten Fa. Müller
aus Quedlinburg. Fünf Kabinettscheiben stammen aus der vorherigen Kirche aus dem Jahre 1664.
1993 wurde die Kirche umfangreich restauriert.
Geschichte der Borker Kirche
1422 Ersterwähnung einer Kirche in Bork als Tochterkirche von Rosenwinkel
1438 belehnt Markgraf Friedrich die Familie von Klitzing mit Demerthin und Bork.
1472-1901 dauerte das Patronat der Klitzings, nur unterbrochen von 1535-1557, als
die Kirche von Rosenwinkel kuriert wurde.
Im 30jährigen Krieg wurde die Kirche zerstört
1664 erfolgte der Wiederaufbau als Notkirche
1909/1910 Neubau nach den Plänen des Königlichen Baurats und Architekten Georg Büttner
1993 umfangreiche Restaurierung der Kirche
2016 Restaurierung der Kirchenglocken und Einbau eines elektrischen Antriebs
2019 Restaurierung der Orgel
Beschreibung der Kirche von 1664 aus "Kunstdenkmäler der Ostprignitz" von 1907
Bescheidener Fachwerkbau in Saalform von 1964; Inschrift
über der Tür auf der Südseite. Ein rechteckiger Bretterturm mit Satteldach von Süden nach Norden
erhebt sich über dem Westende der Kirche. Altar und Kanzel vereinigt, ganz schlicht. Die
Bankwangen sind am oberen Ende ausgeschweift.
Zwei Zinnleuchter von 1688 und 1661, 5 kleine unbedeutende Glasmalereien von 1664.
Hinter dem Altare ein eichener Kasten mit Vorhängeschloss.
Glocken: Die große 1717 von M.C.S. Mebert aus Neuruppin, mit Abguss von naturalistischen
Blättern und Eicheln. Die zweite von 1697 von Otto Ehlers.
1900 berichtet der Kreisbauinspektor der königliche Regierung über den desolaten
Zustand der Borker Kirche. Die Notkirche war derart baufällig, dass sie einzustürzen drohte.
Doch ganz so allein sank sie noch nicht in die Knie. Die Borker halfen ein bisschen nach
und entfernten kurzerhand einige Balken, so dass dem Gotteshaus nichts anderes übrig blieb, als
zusammenzufallen.
Mit dem Einsturz der Kirche ging der Streit um einen Neubau mit dem Hause Klitzing los.
Nach dem Tod des Kirchenpatrons Werner von Klitzing 1901 ist die Patronatsfrage ungeklärt.
Seine Witwe Adda von Klitzing sieht sich nicht in der Pflicht und streitet das Patronat ab.
Nach einigem Hin und Her erhob der Gemeindekirchenrat, unterstützt durch den zuständigen Pfarrer
Joh. Crantz, Klage bei der Königlich-Preußischen Regierung in Potsdam. Es kam zum Prozess und kurz
bevor Adda von Klitzing diesen verlor, zog sie ihre Gegenklage zurück und stimmte der Finanzierung der
Hauptmaterialien für die neue Kirche zu. In dem Regierungsschreiben vom 02.08.1909 heißt es:
"Der Neubau der Kirche ist notwendig ...
die Patronatsmaterialien* hat Frau von Klitzing zu liefern. Der Beschluss ist vollstreckbar."
*Holz, Stein, Kalk und kalkartige Stubstanzen
Frau von Klitzing versuchte mit allen Mitteln die Kosten zu drücken. Sie war der Meinung, eine kleine
turmlose Kirche mit 35 Sitzplätzen genüge. Dies stieß erneut auf den Widerstand der Borker. Die
ursprünglichen Baupläne des Königlichen Baurats Georg Büttner (1858-1914) für eine sehr
aufwendige Architektur wurden jedoch auch nicht realisiert. Durchgesetzt wurde die schöne kleine Kirche in
seiner heutigen Gestalt mit Platz für ca. 80 Besucher.
In der Amtzeit von Pfarrer Schadow (Königsberg) wurde die Borker Kirche, die inzwischen
aufgegeben und stark beschädigt war, unter der Bauleitung von Bernhard Bosecker unter
Denkmalschutz gestellt und somit die Voraussetzung für eine umfassende Restaurierung geschaffen.
Erste Pläne hierfür gehen auf den November 1983 zurück. Pfarrer Schadow hatte damals schon
gemeinsam mit Superintendenten i.R. Kurt Zellmer auf die Restaurierung gedrängt. Die feierliche Neueröffnung
erfolgte 1993.
2016 wurde das Glockengeläut restauriert. Seit dem ertönen die Glocken werktags um 12 und um 18 Uhr.
2019 wurde die Orgel restauriert und wieder zum Klingen gebracht.
Aus Bau- und Kunstdenkmäler der DDR 1978
Neuromanischer Backsteinbau mit Apsis und Westturm 1910
In den Fenstern 6 kleine Kabinettscheiben, davon drei* datiert mit 1664
Gravierter Kelch mit Patene, Silber vergoldet 1598
Oblatendose, Zinn 1.H.18. Jh. Leuchterpaar Zinn 1661, 1666
Kastentruhe 16./17. Jh., 5 Paramente. davon 3 datiert 1752, 1830 und 1832
Zu den wertvollsten Dingen zählt auch das Altarfenster der weltberühmten Fa. Müller aus Quedlinburg.
*Entgegen der Beschreibung handelt es sich tatsächlich um 5 Kabinettscheiben.
Fenster in der Borker Kirche
Die Altarfenster wurden 1910 von der weltberühmten Quedlinburger Firma Ferdinand Müller geschaffen.
In den Seitenfenstern befinden sich 6 kleine Kabinettscheiben, von denen fünf aus der vorherigen Kirche
stammen und mit 1664 datiert sind.
Altarfenster
Inschrift Fenster links
GEST. V. D. GEMEINDEMITGLIEDERN I. J. 1910
FRITZ FRAUBÖSE; FRANCKE; DARWEGER· DITTMANN· CARL FRAUBÖSE
Der Herstellerhinweis der Firma Ferdinand Müller ist im mittleren Fenster unten zu finden.
Inschrift Fenster rechts
J. FRAUBÖSE; BEHRENDT LEHRER, WEGER, FERD. DARWEGER, F. HENNING SCHMIDT, E. FRAUBÖSE, M. PRÜTZ, OTTO SCHULZ.
Bernhard Bosecker
Mit diesem Kabinettfenster verbindet sich eine besondere Geschichte. Der Musiker Bernhard Bosecker war 1985 auf der Suche nach einem Probenraum für sein Ensemble, die Potsdamer Turmbläser, in Bork auf die kleine, inzwischen marode Kirche aufmerksam geworden. Er wollte dieses Kleinod nicht dem weiteren Verfall oder der Fremdnutzung preisgeben und engagierte sich mit seinem ganzen Organisationstalent, mit Muskelkraft und (als gelernter Tischler) auch mit handwerklichem Geschick für den Erhalt des Bauwerks. Ihm gilt der größte Dank, dass die Kirche heute in ihrer ganzen Schönheit für kulturelle Veranstaltungen oder Gottesdienste genutzt werden kann. Darüber hinaus gab er mit seinen Turmbläsern jahrelang den professionellen musikalischen Rahmen für die jährlich im November stattfindende Hubertusmesse. Ihm zu Ehren wurde dieses neue Kabinettfenster vorne links eingebaut.
Altes Rundfenster
Dieses alte Rundfenster befand sich bis 1993 an der Westseite des Turmes. Bei Beerdigungen schaute der Glöckner hierdurch in Richtung Friedhof und Kapelle, um im rechten Augenblick die Glocken zu läuten. Bei der Restaurierung wurde es als Ausstellungsstück im Kirchturm erhalten und durch ein neues Fenster ersetzt (Bild unten).
Die Borker Kirchenglocken
Beide Glocken stammen noch aus der alten Borker Kirche. Die Größere wurde von M.C.S. Mebert aus Neuruppin 1717, die Ältere 1697 von Otto Ehlers gegossen. Wie durch ein Wunder überlebten sie Notzeiten und Kriege. Es war schlicht schwer möglich, die großen Glocken aus dem engen Dachstuhl zu bergen. Dennoch blieben sie viele Jahre stumm. Dank privater Spenden und der finanziellen Unterstützung der Stiftung Preußisches Kulturerbe konnten 2016 die Aufhängung und die Klöppel erneuert und ein elektrischer Antrieb eingebaut werden. Viele Borker halfen beim Beräumen des Kirchturms. Seitdem tönen die Glocken werktags um 12 und um 18 Uhr.
Inschrift der großen Glocke
SOLI SIT SUMMA DEO
ANDREAS FROHBÖSE
HANS SARNOW } KIRCHENVORSTEHER
MICH GOSS M. C. S. MEBERT
AUS N: RUPPIEN AN¯O: 1717
KIRCHE ZU BORCK
TIT: HERR HEINRICH VON PLATEN PATRONUS
ANDREAS COBER PASTOR
Inschrift der älteren Glocke
GOTT ALLEIN DIE EHRE
ANNO 1697
GEGOSSEN ZU BORCKE
PATRONUS
SE· HOCHW·
HERR HEINRICH VON PLATEN CHURF· BRANDENB·
GEHEIMER RATH UND CANONICUS IM HOHEN DOM
ZU MAGDEBURG UND ZU HAVELBERG
PREDIGER H· DAVID BOLDEMAN
GOTTESHAUSLEUTE
CASPAR SARNOW
ANDREAS FROBÖSE
FECIT OTTO ELERS
Die Orgel
Ein bisschen ungewöhnlich sieht die 110-jährige Kegelladen-Orgel aus. Sie steht nicht hinter der Klaviatur, sondern im rechten Winkel und somit auch im rechten Winkel zur Emporenbrüstung. Gebaut wurde sie 1913 von Familie Heinze im schlesischen Sorau. Die pneumatische Orgel wurde einst mit einem Blasebalg betrieben und diente der Begleitung bei Gottesdiensten. Der Zahn der Zeit, Staub und Schmutz aus Jahrzehnten hatten ihr sehr zugesetzt und auch der Antrieb mit dem inzwischen undichten Blasebalg war nicht mehr zeitgemäß. 2018-2020 wurde viel Geld gesammelt, um die Orgel wieder bespielbar zu machen. Die aufwändige Sanierung übernahm 2020 Restaurator und Orgelbaumeister Matthias Beckmann. 29 Prospektpfeifen wurden neu beschichtet, der Spieltisch und die Pedalklaviatur überarbeitet, ca. 200 Pfeifen, Bleirohre und Blasebalge repariert oder erneuert und ein elektischer Antrieb eingebaut. 2020 wurde die sanierte Orgel feierlich in Betrieb genommen und ist seitdem Teil vieler Konzerte oder Gottesdienste.
Sitzungsprotokoll Kirchengemeinde Bork über die Anschaffung einer Orgel
vom 10.03.1912
Erschienen sind vom
a Gemeindekirchenrat
1. Dittmann
2. Joh. Frauböse
b sonst
3. Fr. Frauböse
4. E. Frauböse
5. A. Plagemann
6. O. Darweger
7. Schmidt
8. Francke
Crantz, Pfarrer
Verhandelt Bork, den 10 März 1912
in einer Sitzung der nachberechtigten Mitglieder der Kirchengemeinde Bork.
Die Mitglieder sind zur heutigen Sitzung sämtlich unter Angabe der wesentlichen Beratungsgegenstände
in ortsüblicher Weise gehörig eingeladen worden. Erschienen sind die am Rand verzeichneten 8
Personen. Die Versammlung ist beschlußfähig nach §. 5. Abs.4. 2te Hälfte der Verwaltungsordnung.
Zur Verhandlung kommen nachstehende vom Gemeindekirchenrat auf Grund seines Beschlusses vom 10
März 1912
1. Es wird einstimmig beschlossen eine Orgel zu beschaffen zu etwa 1550 M nach dem Kostenanschlag
von Gustav Heinze zu Sorau.
2. Zur Beschaffung einer Orgel soll bei der Kreissparkasse eine Anleihe von 1000 M gemacht werden,
die mit 4% (40 M) verzinst und in den ersten 5 Jahren mit 2% (20 M) hernach mit 4% (40 M) in 22
Jahren getilgt werden soll. Es wird einstimmig beschlossen eine solche Anleihe zu machen.
3. Zur Verzinsung und Tilgung einer Anleihe von 1000 M zur Beschaffung einer Orgel sind jährlich
erforderlich 60 M. Dazu kommen nach dem Beschluß vom 30 April 1911 für den Küsterstallbau 120 M
im Ganzen 180 M. Dieser Betrag soll durch Umlagen nach dem Maßstabe
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der Staatseinkommensteuer einschließlich der staatlich veranlagten fingierten
Normalsteuerspitzen zu u. 2,40 M aufgebracht werden und der Grund und Gebäudesteuer. Das Steuersoll der
Angehörigen der Kirchengemeinde Bork beträgt für das Rechnungsjahr 1911
a. an Staatseinkommensteuer 444 M
b. an fingierten Normalsteuersätzen 79,20 "
c. an Grundsteuer 209 "
d. an Gebäudesteuer 68 "
__________________
800 M
Es betragen 25% dieser zusammen 200 M. Das sind die durch die Kirchensteuer aufzubringenden 180 M.
Hiernach wird einstimmig beschlossen in der Kirchengemeinde Bork in den Rechnungsjahren
1912 u. 1913 eine kirchliche Umlage in Höhe von 25% Zuschlag zu der Staatseinkommensteuer einschließlich
der staatlich veranlagten fingierten Normalsteuersätzen zu 4 u. 2,40 M und zu der staatlich veranlagten
Grund- und Gebäudesteuer zu erheben.
Die Erstattungstermine werden auf den 1 Oktober und 1 Januar jeden Rechnungsjahres mit je zur
Hälfte festgesetzt.
Die Erhebung wird durch eine in ortsüblicher Weise
zu bewirkende Veröffentlichung der zu erhebenden Prozentsätze bekannt gemacht werden.
v. g. u.
Crantz, Pf. Reinhold Dittmann. Johann Frauböse
Sitzungsprotokoll Kirchengemeinde Bork über die Anschaffung einer Orgel
vom 12.09.1912
Erschienen sind vom
a Gemeindekirchenrat
1. Dittmann
2. Joh. Frauböse
b
3. Fr. Frauböse
4. E. Frauböse
5. A. Plagemann
6. O. Darweger
7. Schmidt
8. Francke
Crantz, Pfarrer
Verhandelt Bork, den 15 September 1912
in einer Sitzung der wahlberechtigten Mitglieder der Kirchengemeinde Bork.
Die Mitglieder sind zur heutigen Sitzung sämtlich unter Angabe der wesentlichen Beratungsgegenstände in
ortsüblicher Weise gehörig eingeladen.
Erschienen sind die am Rand verzeichneten 6 Personen.
Die Versammlung ist beschlußfähig nach §. 5 Absatz 4 2te Hälfte der Verwaltungs-Ordnung.
Zur Verhandlung kommt nachstehender vom Gemeindekirchenrat auf Grund seines Beschlusses vom 8 September
1912 vorgelegter Gegenstand.
Zur Beschaffung einer Orgel, zu deren Unterhaltung das Patronat niemals herbeigezogen
werden kann, soll bei der Kreissparkasse eine Anleihe von 1000 M gemacht werden, die mit 4% (40 M) verzinst
und in den ersten 5 Jahren mit 2% (20 M) hernach mit 4% (40 M) in 22 Jahren getilgt werden soll. Die
Zinsen und Tilgungssummen, zu denen niemals etwas aus der Kirchenkasse entnommen werden kann, sollen durch
Umlagen aufgebracht werden.
Es wird einstimmig
beschlossen eine solche Anleihe zu machen.
v. g. u.
Crantz, Pf. Dittmann. J. Frauböse
Sakrales Gerät
Kirchen beherbergen oft alte Gold- und Silberschmiedearbeiten, die als liturgisches Gerät bezeichnet und im Gottesdienst benutzt werden. Die edlen Materialien, aber auch die kunsthandwerkliche und künstlerische Ausführung machen diese so wertvoll. Besonders den "Vasa sacra" (lateinisch für heilige Gefäße), zu denen Kelche und Schalen gehören, kommen eine große Bedeutung zu. Leider sind die Schätze aus der Borker Kirche an einem anderen Ort eingelagert und nicht zu besichtigen. Es handelt sich u.a. um einen gravierten Kelch mit Patene, Silber vergoldet von 1598, einer Oblatendose aus Zinn, 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts sowie eines Leuchterpaares aus Zinn von 1661 und 1666